Marathondebüt! Oh yeah. Den Körper ans Limit bringen und über sich selbst hinauswachsen. Stundenlang alles geben um nach 42,195 Kilometer als Marathoni die Ziellinie überqueren. Endlich den Mythos Marathon spüren. Yes! Nach 16 harten Trainingswochen war ich bereit für den Mainova Frankfurt Marathon. Monatelang habe ich auf keinen anderen Tag so sehr hingefiebert wie auf den 27.10.2019. Der Tag, den ich nie wieder vergessen werde. 42,195 Kilometer pures Glück. Es folgt mein ausführlicher Racereport zum Mainova Frankfurt Marathon.
Die Tage vor dem Rennen
Mit großem Respekt und voller Vorfreude habe ich mich schon am Freitag auf den Weg nach Frankfurt gemacht, wo mich direkt nach dem Check-In im Hotel eine Überraschung meiner Berliner Laufcrew aus den Laufschuhen gehauen hat. Powerherzen, Glücksbringer, Riegel und ein tolles Plakat. Die ersten Tränen. Ich war überwältigt. Kurz durchatmen und dann weiter zur Marathonmesse. Dort angekommen begegneten mir schon die ersten FrontRunner. Endlich Ablenkung. Umgeben vom Team legte sich meine Nervosität sehr schnell. Als ich meine Startnummer in der Hand hielt, konnte ich nicht glauben, dass der große Tag bald da ist.
Der Samstag war mit dem Brezellauf, Fotoshootings, Interviews und dem Teamdinner am Abend glücklicherweise sehr voll. Es blieb überhaupt keine Zeit sich verrückt zu machen. Nur noch wenige Stunden bis zum Marathon. An diesem aufregenden Tag vom Team umgeben zu sein war wirklich Gold wert. Als ich am Samstagabend zurück im Hotel war, klopfte die Nervosität wieder an. Eine Mischung aus großer Vorfreude und leichter Panik machte sich breit. Habe ich genug und vor allem das Richtige gegessen? Laufe ich mit oder ohne Jacke? Oh Gott, Zeitumstellung! Oh und ab wann gibt es im Hotel Frühstück? Fragen, die ich eigentlich alle schon beantwortet hatte. Die Nacht vor dem Marathon verlief dann aber unerwartet sehr gut. 8 Stunden durchgeschlafen. Jackpot!
It’s Raceday! Emotionen und Superkräfte.
Der Wecker klingelte um 6 Uhr. Schon vor dem Frühstück, als ich in meinem Raceoutfit vor dem Spiegel stand, schossen mir wieder die Tränen in die Augen. Selten war ich so emotional. Die Freude, dass es endlich so weit ist, hat mich so unfassbar glücklich gemacht. Schwer zu beschreiben. Mein Marathonfrühstück bestand aus Vanille-Porridge mit Hafermilch und einer Banane + 1 Brötchen mit Marmelade. Um 8 Uhr ging es dann auch schon Richtung Messe. Hallo Nieselregen. Hallo Wind. Hallo grauer Raceday.
Während das mit der Ablenkung am Samstag super geklappt hat, hat es kurz vor dem Rennen so gar nicht geklappt. Ich war umgeben von meinem Team, war aber wie weggetreten und auch überfordert. Es war hektisch und ich wusste nicht wohin mit mir. Esse ich noch eine Banane oder zwei oder einen Riegel? Ah, verdammt. Startnummer schief angebracht und wann muss ich überhaupt in den Startblock? Als dann nach und nach alle zu mir kamen, um mir viel Erfolg für den ersten Marathon zu wünschen, war ich wieder voll da und wusste, dass es ganz bald losgeht. Um halb 10 habe ich mich mit Stefan und Sabrina auf den Weg gemacht. Die Freude war größer als die Nervosität. Ich war fokussiert und wusste, dass es jetzt darum geht, sich für die 16 Wochen hartes Training zu belohnen. Respekt war da, Angst nicht. Ich wusste, dass ich gut trainiert habe und nicht allein bin. Keine Sekunde habe ich an mir gezweifelt.
Als wir uns um kurz nach 10 langsam Richtung Startlinie bewegten bin ich fast explodiert vor Freude. Das laute Piepen der Zeitmessung, der Schritt über die Zeitmessmatte und looos!
Freiheit. Laufen. Mein Tag. Endlich.
Normalerweise laufe ich nie ohne Musik und all meine langen Läufe im Training habe ich allein gemacht. Beim Marathon war alles anders. Ich bin ohne Musik gelaufen und Stefan war zum Glück 42,195 Kilometer an meiner Seite. Vorher war schon klar, dass ich den ersten Marathon ohne Druck und ohne Zeitziel laufen werde. Es war mir wichtiger, die Stimmung an der Strecke mitzuerleben und jeden Kilometer zu genießen. Während ich alle Rundenalarme auf meiner Uhr ausgeschaltet habe, weil ich einfach ohne Stress laufen wollte, hat Stefan darauf geachtet, dass wir nicht zu schnell/langsam laufen. Das hat ganz hervorragend geklappt. Es lief und die Kilometer vergingen wie im Flug.
Regen? War mir egal. Wind? Auch egal. Langweilige Mainzer Landstraße? War gar nicht so langweilig. Bergauf? Die paar Meter! Kopfsteinpflaster am Ende? Was soll’s. Während des kompletten Rennens war ich einfach nur super happy. 42,195 Kilometer pures Glück. Niemals hätte ich gedacht, dass mein Körper so gut mit dieser Belastung klarkommt. Als wir an dem 34 Kilometer-Schild vorbei waren und bis dahin noch kein Tief da war, konnte ich es nicht so richtig glauben. Keine Krämpfe, keine Knieprobleme, der Rücken hat nicht gezwickt und mein Diabetes hat diese krasse Belastung auch super mitgemacht. Superkräfte, dachte ich mir!
Verpflegung
Wir haben jede Verpflegungsstation mitgenommen. An der vorletzten Verpflegungsstation habe ich dann auch mal zur Cola und nicht nur zum Wasser gegriffen. War nicht die beste Idee, aber es ging alles gut. Ansonsten haben mir meine selbstmitgebrachten Liquid Gels von Dextro Energy die nötige Energie gegeben. Tatsächlich brauchte ich aber weniger als im Training.
Die letzten Kilometer und der Zieleinlauf
Jetzt wird’s emotional. Komplett durchnässt und durchgefroren haben wir auf den letzten Kilometern nochmal alles aus uns heraus geholt. Ich kannte die Strecke ja nicht und meine Uhr zeigte an, dass ich schon 44 Kilometer unterwegs bin (die Hochhäuser waren schuld) … als Stefan plötzlich sagte, dass es jetzt nur noch kurz geradeaus geht und es dann in die Festhalle reingeht, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Was ich auf den letzten Metern gefühlt habe, kann ich immer noch nicht aufschreiben. Ich wusste, es konnte nichts mehr passieren. Ich werde es schaffen. Als es in die beleuchtet Festhalle mit dem roten Teppich ging und wir nach 04:44:16 Stunden die Ziellinie überquert haben, stand ich komplett neben mir.
Direkt nach dem Zieleinlauf, war ich sehr froh, dass ich mit Frank sofort ein bekanntes Gesicht gesehen habe. Ihn hatte ich am Vortag zum Fotoshooting getroffen. Er nahm mich in den Arm, weil er gesehen hat, dass ich völlig weggetreten war. Was für ein überragendes Gefühl. Geschafft! Ich habe das Ding gerockt. Ich bin ein Marathoni und habe alles richtig gemacht. Es war zu keiner Zeit des Rennens ein Kampf. Ich konnte jeden Kilometer genießen und diese 42,195 Kilometer haben mir einfach nur großen Spaß gemacht.
Diese 04:44:16 Stunden werde ich wohl nie wieder vergessen. Vermutlich hätte ich auch etwas flotter laufen können, aber ich wollte nichts riskieren, weil ich einfach nicht wusste, was mein Körper nach Kilometer 34 macht. Es war die richtige Entscheidung. Für mich war es der perfekte erste Marathon, den ich umgeben vom besten Team erleben durfte. Marathon = check! Jetzt weiß ich, wie es ist. Richtig geil. Eigentlich wollte ich nie Marathon laufen. Das Team hat mich motiviert und dafür gesorgt, dass ich über mich hinausgewachsen bin. Danke Stefan, dass du die ganze Zeit an meiner Seite warst und dafür gesorgt hast, dass ich mir keine Gedanken machen musste. Ohne dich wäre es nicht so gut gelaufen. Danke an das großartige Team für alle Tipps und die Ablenkung vor dem großen Tag.
Und jetzt?
Ich habe vor dem Marathon ein bisschen gehofft, dass ich Marathon laufen gar nicht so super finde. Mein Plan war es, mich nach dem Marathon wieder auf die Halbmarathon-Distanz zu konzentrieren. Schneller werden. Nun gut, ich wurde schon vorgewarnt. Und das Team hat recht behalten. Die Registrierung für den Berlin Marathon ist raus und jetzt muss ich hoffen, dass das Losglück auf meiner Seite ist. Wenn es nicht Berlin wird, wird es ein anderer Marathon.
Fotos: Frank Depping + Jörg Schüler | Ausstattung: Asics | Verpflegung: Kooperation mit Dextro Energy
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